„Wir genießen jede minute, die wir am Main stehen und den Wind spüren“
Thomas Tritsch

Authentisch

Nur Möbel bauen würde ihnen nicht reichen. Die Architektin Sabine Mühlbauer und der Künstler Thomas Tritsch von der Galerie Morgen verbinden Architektur, Kunst, Design und Handwerk zueinzigartigen Ideen. Und machen damit Menschen glücklich, die an Wohnen, Leben und Arbeiten besondere Erwartungen stellen.

Wie kam es zu dem Umzug der Galerie Morgen von der Mayfarthstraße in die Lindleystraße?

Sabine Mühlbauer und Ich waren ja seit 1997 in der Mayfarthstraße. Damals war das Viertel noch völlig anders. Es gab zum Essengehen eigentlich nur Gref-Völsings und den kleinen Japaner gegenüber. Vor der Tür campierten die Junkies und unsere Autos wurden regelmäßig aufgebrochen. Es war alles etwas wilder. Ardi Goldman war mit Sicherheit der entscheidende Motor für eine Veränderung der Hanauer. Mit Fertigstellung des Union-Geländes veränderte sich die gesamte Gegend. Die Menschen wurden aufmerksam auf eine Straße, die vorher hauptsächlich zum Autokaufen bekannt war. Auch unser schönes Areal, das zum Familienbetrieb Merz gehörte, war im Dornröschenschlaf. Erst als die EZB hier ihren Standort fand, wurde den Besitzern das Potenzial des Geländes bewusst. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis wir was Neues suchen mussten. Wir waren insgesamt an vielen Objekten dran, bis wir schließlich zusammen mit Gabi Schirrmacher und Tobias Rehberger das ehemalige Zollamt gefunden haben.

Sie entwerfen Möbel, aber nicht nur das. Wofür steht Morgen, gibt so etwas wie eine Haltung oder eine Mission?

Wir wollen alles so einfach und authentisch wie möglich machen. Und das versuchen wir in allen Bereichen zu leben. Egal ob es Feste sind, Interiors, einzelne Möbel, Akquirierung von Mitarbeitern und so weiter. Komplizierte Dinge liegen uns fern. Wir haben vier Standbeine. Die eigene Kollektion, unser Planungsstudio, der Bau von Möbeln und Küchen und unser Ladengeschäft MORGEN&FRIENDS. Dies ermöglicht es uns, uns nicht in einer Sache festzubeißen, sondern spielerisch von einem Bereich in den anderen zu springen und immer wieder die Prioritäten zu verschieben, ohne dass es zwanghaft wird. Die Konzentration auf einen Bereich wäre uns zu eintönig und es würden ohne Zweifel der Austausch und die gegenseitige Inspiration fehlen.

Arbeitet man im Ostend anders als in den anderen Stadtteilen Frankfurts?

Ich glaube schon, dass man hier anders arbeitet. Es ist hier irgendwie wie eine Familie. Oder ein kleines Dorf. Man kennt sich seit Jahren und fühlt sich darüber verbunden. Geografisch ist es natürlich einzigartig in Frankfurt, über die Weite, die hier existiert. Wir genießen jede Minute, die wir am Main stehen und den Wind spüren.

Beeinflusst Sie das Quartier im kreativen Prozess?

Das Quartier beeinflusst eher nicht. Es gibt einem einen Rahmen oder eine Plattform. Die Kreativität kommt aus einem selbst, gefördert über die Menschen, die man trifft und mit denen man sich austauscht.

Das Ostend wandelt sich sehr stark. Wie wirkt sich das auf Ihre Galerie aus?

Wir sind jetzt mehr in der Öffentlichkeit. Da müssen wir auch erst mal reinwachsen. Das ist zum Teil auch schmerzhaft und es ist ein ständiger Veränderungsprozess. Aber alles in allem fühlt es sich gut an. Es könnten immer noch mehr Gäste unseren Showroom besuchen, aber wir sind zufrieden und die Qualität stimmt.

Ihr persönliches Ostschätzchen – Ihr Lieblingsplatz im Ostend?

Mein persönliches Ostschätzchen ist der Schwedlersee. Der ist wirklich sehr speziell und liegt mitten in der Stadt. Eine kleine Oase, die einen schnell vergessen lässt, wo man sich befindet.