BRAUCHT FRANKFURT NOCH MEHR BÜROFLÄCHEN, HERR HAUSMANN?

BRAUCHT FRANKFURT NOCH MEHR BÜROFLÄCHEN, HERR HAUSMANN?

In Sichtweite der EZB, direkt am Wasser, ist THE DOCKS entstanden. Inspiriert von den Formen und Farben der Containerburgen des gegenüberliegenden Frachthafens bietet das vierteilige Gebäudeensemble reichlich Platz zum Arbeiten. Geschäftsführer Jens Hausmann von Groß & Partner erzählt, warum die Hanauer Landstraße die neue Lieblingsadresse von Unternehmen und Agenturen ist.

Bauen am Osthafen – mit welchen Herausforderungen ist das verbunden?

Die größte bauliche Herausforderung bei der Entwicklung von THE DOCKS stellte für uns die Hafenmauer mit den Gleisen der Hafenbahn dar. Wir mussten gewährleisten, dass die Hafenbahn hier weiterhin entlangfahren kann trotz unserer Baugrube. Die Züge führen zu besonderen Belastungen im Erdreich. Daher haben wir die Hafenmauer, das Erdreich und die Gleise in Richtung Fluss abgestützt. Außerdem ist die Baustellenlogistik zu erwähnen: Nicht nur der starke Straßenverkehr mit Blick auf Baustellenanlieferungen muss berücksichtigt werden, die Grundstücke im Osthafen sind außerdem traditionell dicht bebaut und Logistikflächen rar. Da gilt es, gute Konzepte zu entwickeln und Vereinbarungen mit Nachbarn zu treffen – die Zusammenarbeit im Quartier ist diesbezüglich aber erfreulich konstruktiv.

Die bunte Containeranmutung ist eine Reminiszenz an die Containerstapel vom Frachthafen gegenüber. Was hat den architektonischen Entwurf von THE DOCKS noch beeinflusst?

Für die Architekten von Meixner Schlüter Wendt hat der Charakter des Hafengebiets die Idee unserer Bürogebäude inspiriert. Von der besonderen Hafenatmosphäre ausgehend, wurde zum einen die containerartige Fassadengestaltung auf der Wasserseite, zum anderen die modulare Funktionalität der Containeranlagen in unsere Architektur übernommen. Der Entwurf ist außerdem von der klaren Wasserorientierung und der Offenheit Richtung Süden geprägt, wo faszinierende Ausblicke auf das Hafenbecken, den Main und die Skyline bestehen. Das ganze Ensemble fügt sich nun sehr harmonisch in das räumliche Erscheinungsbild des Osthafens ein, die Zusammengehörigkeit unserer drei Gebäudeteile ist dabei gut zu erkennen.

Wie sehen Sie die weitere Entwicklung an der Eastside?

Es gibt immer wieder spannende Angebote zur Entwicklung von Brachflächen. Gerade die verstärkte Entwicklung von Wohnungen hat dem Quartier in den letzten Jahren noch mehr Leben eingehaucht. Insofern gehen wir davon aus, dass sich das Ostend weiter dynamisch als bunter, urbaner Stadtteil mit Hafen- und Industrieflair entwickelt. Wir freuen uns außerdem nun auf eine baldige Fertigstellung des Osthafenplatzes, der lange unansehnlich das Bild an der Hanauer gestört hat.

Braucht Frankfurt wirklich noch weitere Büroflächen? Und warum werden nicht mehr Wohnhäuser im Ostend gebaut?

In den nächsten Jahren werden weit über 1.000 Wohnungen im Ostend fertiggestellt – das ist schon eine ganze Menge. Das ursprüngliche Fehlen von Menschen, die auch nach Feierabend ihre Zeit im Viertel verbringen, hat sich schon deutlich verbessert. Also ist der Anfang mehr als gemacht und es wird sicherlich noch weitere Wohnungsentwicklungen im Ostend geben. Das Ostend ist außerdem eine gute Alternative für relativ preiswerten Büroraum in urbaner Citylage. Mit der Angebotsverknappung der letzten Jahre in der Innenstadt ist auch das Ostend noch stärker in den Fokus der Nutzer gerückt. Trotz zuletzt gestiegener Büromieten ist das Niveau moderat und sorgt für eine bunte Mischung an Branchen und Unternehmen aller Art – das Ostend lockt ja bereits seit vielen Jahren nicht mehr nur die Kreativwirtschaft an und kann mit seinem besonderen Charme und der Wassernähe immer wieder im Wettbewerb punkten. Und der Bedarf an Büroflächen wird sich u. E. durch die aktuelle Corona-Pandemie auf mittelfristige Sicht kaum verändern; moderne Gebäude mit intelligenter und innovativer Gebäudetechnik sind wichtig zur Umsetzung flexibler Büroarbeitswelten und zum bestmöglichen Schutz vor einer stärkeren Virenverbreitung – Themen, die wir bereits jetzt in Gesprächen mit potenziellen Mietern nachvollziehbarerweise als zunehmend wichtig wahrnehmen.

Gibt es weitere Gründe, warum sich Unternehmen und Agenturen für die Eastside entscheiden?

Ganz klar die besondere Lage am Rande der Innenstadt, die Aussicht auf den Hafen und das Wasser sowie die maritim-industrielle Anmutung. Das hat seinen Charme und ist nach wie vor cool. In historischen ehemaligen Industrie- und auch erneuerten Loftgebäuden sind interessante und kommunikative Büro- und Arbeitswelten umsetzbar, die eben gerade bei jungen Unternehmen auch gut in ein häufig knappes Budget passen. Alles in allem ist und bleibt das Quartier sehr angesagt und auch neue Büroprojekte nehmen die Historie und den Charme des Quartiers immer wieder in die Gestaltung von Gebäudeform und Fassaden gut auf – das THE DOCKS ist dafür ja auch ein gutes Beispiel.

Was hätten Sie sonst noch nie vom Ostend erwartet?

Die Aufenthaltsqualität hat sich enorm gesteigert. Dazu hat der unvergleichliche Hafenpark beigetragen, der von allen Altersgruppen und sozialen Schichten geliebt und besucht wird. Außerdem bin ich immer wieder überrascht, dass die City entlang des Mainufers in nur wenigen Minuten zu Fuß erlaufen werden kann. Man erlebt, dass das Ostend – gerade im internationalen städtischen Maßstab- eigentlich bereits ein Teil der Innenstadt geworden ist.

Wenn Sie ein gewagtes Projekt auf der Eastside umsetzen dürften – wie würde das ausschauen?

Im Gespräch ist die Verlegung von Oper und Schauspiel in den Osten, auch wenn es deutlich Stimmen dagegen gibt. Ich halte dies für eine großartige Idee und kann mir nach internationalem Vorbild diesen Standort gut vorstellen. Es könnte eine großzügige Promenade entlang des Hafens geben und einen Bootsshuttle in die City. Nach der erfolgreichen Fertigstellung von THE DOCKS sind wir auf jeden Fall interessiert, ein nächstes Projekt im Ostend anzugehen, auch wenn es etwas weniger spektakulär ist.

THE DOCKS

Am Osthafen, in der ersten Reihe des Kais und in Sichtweite der EZB, ist eine neue, bunte Arbeitswelt von knapp 20.000 m2 direkt am Wasser entstanden. Projektentwickler ist Groß & Partner. Der Entwurf stammt von den Frankfurter Architekten Meixner Schlüter Wendt.