SPIELRAUM FÜR MUSIK

SPIELRAUM FÜR MUSIK

Im Fechenheimer Industriegebiet, in der Carl-Benz-Straße, ist etwas entstanden, was Frankfurt bisher gefehlt hat: Eine große Bühne für innovative Live-Musik.

Entweder sind die Konzertsäle zu groß oder zu klein: Viele aufstrebende Künstler und Newcomer- Bands spielen nicht in Frankfurt, sondern im Umland – oder kommen gar nicht. Das hat sich geändert. Der Musikclub Zoom ist in die Räumlichkeiten des ehemaligen Techno- Clubs Cocoon gezogen. Dort ist nun eine Live-Spielstätte mit zwei Bühnen entstanden. Ein Gespräch mit der Geschäftsführerin.

Frau Daniels, der Musikclub Zoom in der Innenstadt war eine Erfolgsgeschichte, ein Ort für innovative Musik, Kunst und kultureller Treffpunkt der lokalen Szene. Wie kommt es jetzt zu dem Umzug in eine neue Spielstätte?

Der Mietvertrag für den Club in der Brönnerstraße wurde nicht verlängert, das Haus wird verkauft. Wir sind deshalb schon länger auf der Suche nach einem neuen Objekt. Beim ehemaligen Cocoon Club sind wir fündig geworden. Ardi Goldman bot uns die Räume in der Carl-Benz-Straße an. Damit wachsen wir von einer kleinen zu einer mittelgroßen Konzerthalle.

Zoom – der Ort ändert sich, der Name bleibt. Warum heißt das Zoom eigentlich Zoom?

1955 wurde in der Brönnerstraße der Live-Club „Storyville“ eröffnet, der ausschließlich Jazz spielte, später folgte die Diskothek „Zoom“, bevor der Club vom Sinkkasten Artsclub 1971–2011 übernommen wurde. Die Zeit des damaligen Zooms war eine kurze, aber heftige Phase, als Frankfurt noch ein Hot-Spot der Musikszene war. Genesis hatten damals ihren ersten Auftritt in Deutschland im Zoom Frankfurt. Mit dem Namen wollten wir an diese Epoche des Aufbruchs anknüpfen.

Das musikalische Konzept im „alten“ Zoom lag jenseits des Mainstreams und präsentierte innovative Künstler, aber auch Nischen Bereiche wie Klassik, Jazz, Weltmusik. Werden Sie diese Richtung, trotz deutlich größerer Hallenkapazität, beibehalten?

Das musikalische Konzept liegt weiterhin auf innovativer Musik aus fast allen Stilrichtungen. Dazu zählen Genres wie Indie, Hip-Hop, elektronische Musik, Soul, Pop, Rock, Folk, Jazz und Weltmusik. Uns ist es wichtig, die Künstler zu präsentieren, deren Kunst neue, überraschende Deutungen verspricht. Im neuen Zoom wird es zwei Bühnen geben. Neben dem großen Hauptraum wird es eine kleinere Bühne in der Bar geben, die etwa so viele Besucher wie im alten Zoom fassen kann und für „kleinere“ Bands, die auf dem Sprung sind, hervorragend geeignet ist.

IM OSTEND GELANDET Das futuristischen Bürogebäude U.F.O. beherbergt die neue Konzertlocation des ZOOM.

INNOVATIVE MUSIK AUS FAST ALLEN MUSIKRICHTUNGEN

In den Räumlichkeiten residierte in der Vergangenheit das Cocoon, ein Techno-Club. Welche Herausforderungen sind mit dem Umbau von einem klassischen Club in eine Konzert- und Veranstaltungshalle verbunden?

Für den Umbau des ehemaligen Cocoon Clubs zur Veranstaltungsfläche für Konzerte und Events wollten wir zum einen die bestehende Struktur der prägnanten Membran-Wand mit ihrer Qualität als Gestaltungselement stärken und zum anderen von unnötigen Altlasten befreien. Durch das Entfernen der im Cocoon Club in der Mitte des Raumes angebrachten riesigen DJ-Kanzel entsteht ein besonderer Konzertraum, der seine Charakteristik behält und trotz seiner Größe ein einzigartiger Club bleibt und keine nur funktionale Veranstaltungshalle. Eine zusätzliche Inszenierung der außergewöhnlichen Formensprache wird darüber hinaus durch ein neues Beleuchtungskonzept erzielt. Um dem zukünftigen Publikum einen gelungenen Abend zu bescheren, werden natürlich auch die Gastronomie- und Nebenflächen einer entsprechenden Neugestaltung unterzogen. Mit einem großzügig gestalteten Backstage-Bereich bieten wir unseren Künstlern einen professionellen Rahmen, der keine Wünsche offenlässt.

Der Cocoon Club besaß, so sagt man, das beste Sound-System der Welt. Gibt es Besonderheiten, was die technische Ausstattung im neuen Zoom betrifft?

Das damals von Steve Dash entworfene Sound-System ersetzen wir durch ein modernes, für Konzerte und Club konzipiertes Sound-System. Es mag damals eine sehr gute Anlage gewesen sein, aber das ist nun auch 20 Jahre her. Das Lichtkonzept ist ebenfalls neu und vom Lichtdesigner JoJo Tillmann auf Maß geschneidert worden. Eine ausgewogene Lichtdramaturgie betont die architektonischen Besonderheiten ebenso wie die besondere Bühnensituation innerhalb der neuen Live-Location.

Der „alte“ Zoom Club war eine Mischung aus Club mit Gastronomie und Konzertveranstaltungen. Wird es in den neuen Räumen ein ähnliches Konzept geben?

Ja, das werden wir beibehalten. Wir wollen dazu einladen, länger zu verweilen. Zum Essen, Trinken und sich mit Freunden zu unterhalten, vor oder nach dem Konzert. Dafür wird es eine Art Bar geben. Neben der Bar ist der Raum mit der für den Cocoon Club eingerichteten Küche ausgestattet.

BESTUHLTE KONZERTE MIT TANZVERBOT FUNKTIONIEREN NICHT

Dort werden nicht nur die Künstler bekocht, sondern auch das Publikum, das so in den Genuss kommt, vom Catering der Künstler zu kosten. Das kann mal landestypisch sein oder besondere Vorlieben der Künstler ausdrücken. Neben festen Klassikern, einfachen Speisen, gibt es ein täglich wechselndes Gericht.

Konzerte und Corona – welche Regeln werden bei Ihnen gelten?

Nur bestuhlte Konzerte mit Tanzverbot, das wird auf Dauer nicht funktionieren. Natürlich wollen wir in Zukunft jeden einlassen können. Solange das aber nicht geht, ist 2G das beste Modell für Konzerte und Veranstaltungen bei uns.

Man hört immer wieder vom „Clubsterben“ und einer sinkenden Ausgehbereitschaft unter jungen Menschen. Stimmen Sie dem zu und inwiefern ist der Konzert- und Veranstaltungsbereich davon betroffen?

Seit Jahrhunderten und in allen Gesellschaften gehen Menschen abends aus, um Orte für Geselligkeit und Tanz aufzusuchen, um gemeinsam zu feiern und den Zwängen des Alltags zu entkommen. Es stimmt, dass die sozialen IM OSTEND GELANDET Das futuristischen Bürogebäude U.F.O. beherbergt die neue Konzertlocation des ZOOM. LANDED IN THE OSTEND The futuristic U.F.O. office building houses ZOOM‘s new concert venue. CREATE 164 165 Medien und vor allem Spotify dazu beitragen, mehr zu Hause zu bleiben und Musik zu streamen, von der Pandemie ganz zu schweigen. Aber dass junge Leute ausgehen und Musik hören wollen, wird sich nie ändern. Es geht um das gemeinsame Erleben in einem Raum, dieser Wunsch wird immer bleiben.

Die neue Räumlichkeit liegt zwischen dem Ostend, das gerade einen starken Wandel erlebt und dem Industriegebiet Fechenheim. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der beiden Stadtteile in Bezug auf den Veranstaltungsort?

Das Ostend ist eines der spannendsten Quartiere, das enorme Entwicklungspotenziale hat. Zum einen hat die Wohnbebauung erheblich zugenommen, zum anderen sind weitere Hochhauscluster in der Planung, was das Erscheinungsbild des Stadtteils nachhaltig ändern wird. Wir werden Teil dieser Entwicklung sein und profitieren gleichzeitig von der Lage im Industriegebiet, in der wir keine allzu hohen Auflagen bezüglich des Lärmschutzes einhalten müssen und auch gut erreichbar sind. Wir freuen uns, wenn das Ostend auflebt, moderner und vielfältiger wird. Bei Bekanntgabe des Umzuges hat sich besonders unser in Offenbach wohnendes Publikum gefreut. Offenbach ist doch näher, als wir dachten.

ZOOM MUSIKCLUB
CARL-BENZ-STRASSE 21
60314 FRANKFURT
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ZOOMFRANKFURT.DE