LIEBER OSTEND ALS BERLIN –
TOBIAS REHBERGER

„Man merkt an jeder Ecke, dass hier viel passiert“
Tobias Rehberger

LiebeR Ostend ALs beRLin.

Tobias Rehberger, einer der einflussreichsten Künstler der deutschen Gegenwart und Professor der Städelschule, bleibt Frankfurt treu und hat sein Atelier in die Eastside verlegt. Hier arbeitet derBildhauer, dessen Werke sich zwi- schen Malerei, Aktionskunst, Architektur und Design bewegen, mit Blick auf den Osthafen.

Was hat Sie dazu bewogen, Ihr Atelier ins Ostend zu verlegen, und wie kam es zur Nachbarschaft mit der Galerie Morgen?

Lange Zeit hatte ich mein Atelier in der Innenstadt, aber es war klar, dass ich dort irgendwann raus musste, weil die Liegenschaft plante, das Gebäude abzureißen. Nach langem Suchen mitUnterstützung der Stadt Frankfurt bekam ich das Angebot der städtischen Hafenbetriebe, ein 600 qm großes Atelier in der Lindleystraße 5 im Osthafen zu beziehen. Thomas Tritsch und SabineMühlbauer von der Galerie Morgen waren ebenfalls auf der Suche nach größeren Räumen für ihre Werkstatt und zogen von der Mayfahrtstraße in die Nachbarräume. Also eher ein schöner Zufall, da wir auch befreundet sind und uns gerne austauschen.

ein KünstLeRVieRteL WiRd dAs Ostend siCHeR nie

Wie empfinden Sie die Veränderungen im Quartier – z. B. den neuen Standort der EZB, den neueHafenpark, die vielen Baumaßnahmen? Man merkt an jeder Ecke, dass hier viel passiert. Das Ostend war lange vernachlässigt, deshalb empfinde ich die Veränderungen als positiv. Wenn die Mischung zwischen Büros, Ateliers, schicken Eigentumswohnungen, Freizeitmöglichkeiten und bezahlbarem Wohnraum so bleibt, bin ich zufrieden. Das Atelier Frankfurt sitzt jetzt in der Schwedlerstraße, der Kunstverein Familie Montez ist in die Rundbögen der Honsellbrücke eingezogen, viele Galerien und Künstlerateliers haben sich an der Eastside angesiedelt.

Ist das Ostend das neue Künstlerviertel?

Ein Künstlerviertel wird das Ostend sicher nie. Dazu gibt es zu wenige Künstler in Frankfurt. Trotzdem gibt es nicht genug Raum für junge Künstler, die sich die gängigen Ateliermieten nicht leisten können. Da bildet auch das Ostend keine Ausnahme. Für kleinere Agenturen, Designbüros und Internetfirmen ist das Quar- tier jedoch ein spannender Standort.

Ihr persönliches Ostschätzchen – Ihr Lieblings- platz im Ostend?

Ganz einfach: an meinem Schreibtisch. Wenn ich dort sitze, blicke ich durch die bodentiefen Fenster auf den Hafen und sehe die Containerschiffe vorbeifahren. Und die Rindswurst bei Gref-Völsings ist natürlich auch unschlagbar.