Volker Hohmann verkaufte online Designermöbel, als das Internet noch Neuland war. Und zog mit seinem Designkaufhaus Ikarus als einer der Ersten auf die Hanauer. Besuch bei einem Pionier.

ls Volker Hohmann 2005 sein Designkaufhaus Ikarus auf der Hanauer Landstraße eröffnete, herrschte im Ostend Aufbruchstimmung – eine Adresse für hochwertige Möbel und Design war das Quartier damals aber noch nicht. Doch nach und nach zogen immer mehr bekannte Marken in das Viertel. Heute fahren Kenner extra in den Osten Frankfurts, wenn sie Ausgefallenes für ihr Zuhause suchen. Bei Ikarus findet sich auf 2.000 Quadratmetern und vier Stock – werken alles, was man zum stilsicheren Wohnen und Leben braucht.

Herr Hohmann, seit 1993 sind Sie mit der Ikarus Design Handel GmbH im Geschäft. Erst über einen Versandkatalog, später sind noch zwei Kaufhäuser dazugekommen. Angefangen hat aber alles mit Autositzbezügen …Das ist richtig. Früher waren Autositzbezüge meistens aus Kunstleder oder Fleece. Saß man länger darauf, kam man ins Schwitzen. Reinigen war schwierig. Außerdem waren die Farben meistens eher dröge. So kam ich auf die Idee, abnehmbare Sitzbezüge aus festerer Baumwolle zu entwerfen und mit Comicfiguren bedrucken zu lassen. Nach ungefähr zwei Jahren lief es ziemlich gut. Ich hatte eine Marktlücke gefunden. Witzig designte und abnehmbare Autositzbezüge gab es bis dato nicht.

Wie kamen die Möbel ins Spiel?

Ich holte Mike Meiré als Art-Director mit ins Boot. Heute ist er eine Legende, damals, Ende der 1980er-Jahre, zählte er zur Design-Avantgarde. Mike kümmerte sich um die Entwürfe und war für das gesamte Corporate Design verantwortlich. Das Unternehmen wuchs, wir zogen um. Ich suchte gut gestaltete Möbel für die neuen Räume – und fand nichts. Selbst in Frankfurt war es damals schwierig, hochwertige Interieur-Produkte zu bekommen. Da dachte ich mir: Es wäre doch super, wenn man Designmöbel einfach über einen Katalog bestellen könnte. Das war sozusagen die Geburtsstunde. Ich machte mich auf die Suche nach Herstellern, die Lust hatten, mitzumachen, bin auf die Messen gegangen, zur Ambiente, nach Köln auf die Möbelmesse, nach Mailand, und hab die einfach angesprochen: Artemide, Alessi, Kartell, alle bekannten Namen …

Gab es denn zu der Zeit etwas Vergleichbares in Deutschland – einen Versandkatalog für Designprodukte?

Nein, nicht wirklich. Es gab Quelle und Neckermann, dort konnte man natürlich auch Möbel und Wohnaccessoires bestellen. Aber in diese Kataloge wollten die internationalen Designer nicht rein. Meine Idee, hochwertiges Design in einem exklusiven Katalog zu bündeln, stieß auf positive Resonanz. Obwohl die meisten erst mal irritiert waren, dass sie dafür bezahlen mussten, um überhaupt in den Katalog zu kommen. Aber anders wäre das nicht finanzierbar gewesen. Nach einem Jahr war die erste Ausgabe fertig. Die Erstausgabe hatte 100 Seiten und präsentierte 60 bis 70 Hersteller. Verkauft habe ich den Katalog am Kiosk, so war das damals üblich. 1997 kam das Online-Geschäft dazu. Das steckte ja damals noch in den Kinderschuhen. Absolut. Wir starteten mit 30 Artikeln. Einmal die Woche kam eine Bestellung – per Fax. Das Internet war damals noch fürchterlich langsam. Unseren Online-Shop haben wir dann von Jahr zu Jahr erweitert. Heute sind wir mit dem kompletten Sortiment online. Das sind rund 15.000 Artikel. Mir war es aber auch irgendwann wichtig, meine Produkte greifbar zu machen. Deshalb eröffnete ich vor  12 Jahren das erste Ikarus Designkaufhaus in Frankfurt auf der Hanauer Landstraße, 2006 dann noch eins in Stuttgart.

Andere Möbelgeschäfte leiden unter dem Online-Geschäft – bei Ihnen funktioniert sogar beides nebeneinander. Was machen Sie anders?

Teilweise fällt Geschäft durch den Online-Handel weg, klar. Aber es gibt auch viele, die sich online informieren und im Laden kaufen. Oder umgekehrt. Wichtig im Handel vor Ort ist die Beratung. Wenn man sich darauf spezialisiert, kann das weiterhin gut funktionieren. Wenn der Kunde gut beraten worden ist und zufrieden nach Hause geht, kommt er wieder. Außerdem sehen wir unseren Online-Shop und den Katalog auch als Anregung für Leute, die sonst nicht viel mit Design am Hut haben. Die kommen dann in den Laden und schauen sich das genauer an.

Wie sieht das typisch deutsche Wohnzimmer aus?

Gelsenkirchener Barock, dazwischen ein paar neue Möbel. Eine Schrankwand und Sofa garnitur von Ikea.

Was hat Sie designmäßig beeinflusst?

Ich komme aus genau so einem typisch deutschen Wohnzimmer. Als Kind war ich oft zu Besuch bei einem Freund, dessen Eltern lange in Persien gelebt hatten. Die waren sehr stylish eingerichtet und lebten mit so einer Mischung aus bunten Karaffen, 70er-Jahre- Möbeln a und Panton-Chairs. Das war damals für mich eine fantas tische Welt. Ich denke, das hat mich letztendlich geprägt.

Und wie sieht es bei Ihnen zu Hause aus?

Ich würde sagen, eine ziemlich eklektische Mischung aus alten und neuen Designklassikern. Mein Lieblingsm.belstück allerdings ist eine BRAUN Atelier-Anlage von Dieter Rams.

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